Herbrechtingen: Feuerwehr ächzt unter zunehmender Bürokratie
Ort: Herbrechtingen-Bolheim, Turn- und Festhalle
Datum / Uhrzeit: 13.04.2018 um 19:30
(sam) Retten, Löschen, Bergen, Schützen – Diese Schlagworte beschreiben die Aufgaben der Feuerwehr. Aber nicht nur in Herbrechtingen, sondern auch deutschlandweit fügt sich ein für die Feuerwehr neues Schlagwort in diese Reihe: Die Bürokratie. Zunehmende Vorgaben und Prüfvorschriften stellen die ehrenamtlichen Feuerwehrleute vor ein neues Problem, welches die Einsatzkräfte zusätzlich in ihrer Freizeit stemmen müssen. Erst verwalten dann Hilfe leisten? Dieses Thema stand im Fokus der 45. Hauptversammlung der Herbrechtinger Feuerwehr am vergangenen Freitagabend in der Bolheimer Turn- und Festhalle.
Zahlreiche Ernennungen, Beförderungen und Ehrungen nahm Kommandant Jürgen Helmli bei der diesjährigen Hauptversammlung der Herbrechtinger Gesamtwehr vor. Das Ehrenamt in Herbrechtingen hat aktuell weder Personal-, noch Nachwuchssorgen. Dies ist jedoch keine Selbstverständlichkeit, denn auch das Jahr 2017 war für die Einsatzkräfte mehr als arbeitsreich. Rund 147 Einsätze, bei welchen 1909 Frauen und Männer 2518 Stunden tätig waren, musste neben zahlreichen Übungen und Fortbildungen abgearbeitet werden. Zwar sei die Belastung für die ehrenamtlichen Helfer mittlerweile sehr hoch, aber sie ist gerade noch zu stemmen. Wie lange dies jedoch in Anbetracht der stetig wachsenden Verwaltungsarbeiten machbar ist, stellte Helmli in Frage: „Wir können keine Freiwilligen für den Feuerwehrdienst gewinnen oder motivieren, wenn die Kameraden mit immer mehr Verwaltungsarbeit und neuen Vorschriften belasten werden und uns dadurch immer weniger Zeit bleibt um unsere eigentliche Aufgabe, nämlich Menschen zu helfen, zu erfüllen“, so der Kommandant. Eine dieser neuen Anforderungen sieht die jährliche Prüfung und Verwaltung von Gerätschaften vor, die für die Freiwilligen eine Mammutaufgabe darstellt. Dies sei nur eine von etlichen Vorschriften, unter welchen die Feuerwehrleute ächzen. Zwar unterstützt die Stadtverwaltung schon, Helmli fordert aber mehr Entlastung: „Die Anzahl der prüfpflichtigen Gerätschaften von knapp 5000, die nicht nur geprüft sondern auch verwaltet werden müssen, sowie die anderen Verwaltungsaufgaben für die die Feuerwehr, vor allem der Kommandant nach dem Feuerwehrgesetz verantwortlich ist, lässt nur den Schluss zu, dass wir Unterstützung von festangestellten Personen benötigen“, so Helmli.
Stadt stellt 124.000 € für digitale Alarmierung bereit
Bürgermeister Dr. Bernd Sipple freute sich in seinen Grußworten auf das im Mai stattfindende, 150 jährige Jubiläum der Herbrechtinger Einsatzabteilung und sprach von einem „Gänsehauteffekt“, welcher sicher noch in ein paar Jahren spürbar sein wird.
Für die digitale Alarmierung, die noch in diesem Jahr im Landkreis Heidenheim in Betrieb geht, hat der Gemeinderat 124.000 € Haushaltsmittel eingestellt, berichtete das Stadtoberhaupt. Die Gespräche und die Unterstützung seitens der Stadtverwaltung zu den stetig steigenden Verwaltungsaufgaben, werden mit der Feuerwehrführung weitergeführt und zudem nach adäquaten Lösungen gesucht. Auch mit der Stadt Giengen gibt es bereits Gespräche, wie hier gemeinsame Synergieeffekte erzielt werden können. Auch externe Dienstleister wären eine Möglichkeit der Entlastung.
Kreisbrandmeister Rainer Spahr lobte die Zusammenarbeit der vier Einsatzabteilungen und bemerkte dass nicht nur innerhalb einer Wehr, sondern auch Gemeindeübergreifend die Zusammenarbeit der Wehren die künftige Bewältigung von Schadenslagen darstellen wird.“ Dass eine Feuerwehr schnell an die Leistungsgrenze kommt, habe der Großeinsatz bei der Firma Edelmann dieses Jahr gezeigt“, so Spahr. Hier habe man das Ausmaß schnell erkannt und die Nachbarwehren zur Unterstützung angefordert. Mangelnde Tagverfügbarkeit und Personalmangel bei einigen Landkreisfeuerwehren, mache die gegenseitige Unterstützung künftig enorm wichtig.
Uli Steeger, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Heidenheim e.V., informierte die Versammlung über die Verbandsarbeit im vergangenen Jahr. Sowohl ein Umsetzungskonzept des Bundeskinderschutzgesetzes in den Wehren, als auch die Indienststellung einer Presse- und Öffentlichkeitsarbeitsgruppe waren nur zwei von vielen Projekten, bei welchen der Verband aktiv war. Lobend hob Steeger die Jugendarbeit in Herbrechtingen hervor. Hier sei man gut für die Zukunft gerüstet und leistet einen sehr guten Job.
Beförderungen
Zum Feuerwehrmann:
Kevin Lange, Markus Burr, Tobias Lauer (alle Abt. Herbrechtingen)
Zum Oberfeuerwehrmann:
Tim Cebulla, Philip Dörflinger, Matthias Fronk, Markus Grünewald, Joachim Klohs, Robin Weit (alle Abt. Bissingen)
Daniel Blaich, Christian Renner, Steffen Renner, Dominik Tabibkhoie (alle Abt. Hausen)
Stefan Schmidt (Abt. Herbrechtingen)
Zum Hauptfeuerwehrmann
Christoph Nieß, Patrick Nieß (Abt. Bissingen)
Zum Löschmeister
Patrick Keck (Abt. Hausen)
Zum Oberlöschmeister
Jochen Hammeley, Holger Schwille (Abt. Herbrechtingen)
Ehrungen
Bruno Kalafus (Abt. Herbrechtingen) Ehrung für 25 Jahre Feuerwehrdienst
Hartmut Sturm (Abt. Herbrechtingen) Ernennung zum Ehrenmitglied
Heiko Hankl (Abt. Herbrechtingen) Verleihung des Ehrenkreuzes Kreisfeuerwehrverband
Thomas Schramm (Abt. Herbrechtingen) Verleihung des Ehrenkreuzes Kreisfeuerwehrverband
Sebastian Eberhardt (Abt. Bissingen) Ehrennadel der Kreisjugendfeuerwehr
Uwe Nieß (Abt. Bissingen) Ehrennadel der Kreisjugendfeuerwehr




