Generationswechsel bei der Feuerwehr Hermaringen: Nach zehn Jahren tritt das Führungsteam ab – Rainer Grupp zum Ehrenkommandanten ernannt
Ort: Hermaringen
Datum / Uhrzeit: 22.03.2025
Hermaringen (sam) Ein bewegender Abend für die Freiwillige Feuerwehr Hermaringen: Bei der diesjährigen Hauptversammlung wurde nicht nur auf ein ereignisreiches Einsatzjahr zurückgeblickt, es wurde auch ein Generationswechsel an der Spitze vollzogen. Nach zehn Jahren stellten Kommandant Rainer Grupp und sein Stellvertreter Steffen Baur ihre Ämter zur Verfügung. Zum neuen Führungstrio wurden Steffen Grolik als Kommandant sowie Lukas Müller und Joachim Ott als seine Stellvertreter gewählt. Rainer Grupp, der auf stolze 41 Jahre aktiven Feuerwehrdienst zurückblickt, wurde in Anerkennung seiner Verdienste mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet und zum Ehrenkommandanten ernannt. Sein bisheriger Stellvertreter Steffen Baur erhielt das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze.
In seiner letzten Rede als Kommandant zeigte sich Rainer Grupp dankbar und nachdenklich. Mit einem Zitat von Management-Vordenker Peter Drucker eröffnete er seinen Rückblick: „Die beste Art, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten.“ Für Grupp war dieser Abend ein Abschied, aber auch ein Ausblick.
„Wir sind nicht nur eine Feuerwehr, sondern eine Gemeinschaft“, sagte er. „Jeder von euch trägt mit seinen Fähigkeiten und seinem Wissen dazu bei, dass wir als Team erfolgreich sind.“
Sein Rückblick auf das Jahr 2024 offenbarte ein aktives Einsatz- und Gemeinschaftsleben: vom traditionellen Maibaumaufstellen über das Feuerwehrfest bis hin zu einer spektakulären Nachtübung im September. Dabei galt es, einen inszenierten Verkehrsunfall mit zwei eingeklemmten Personen sowie einen parallelen Brand in einer benachbarten Halle zu bewältigen. Ein realistisches und herausforderndes Szenario, das die gute Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren Giengen und Sontheim eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Einsatzreiches Jahr mit 44 Alarmierungen
Insgesamt 44 Einsätze zählte die Hermaringer Feuerwehr im Jahr 2024. Darunter waren Brandeinsätze, zahlreiche Unwettereinsätze und technische Hilfeleistungen. Besonders eindrücklich war ein starker Regenfall am 16. Mai, bei dem sich die Karlstraße binnen Minuten in einen See verwandelte. „Unsere Alarmmelder piepten ununterbrochen“, schilderte Grupp. Die Feuerwehr Sontheim eilte zur Unterstützung herbei. Ein Beispiel für die gelebte Überlandhilfe im Landkreis.
Zufrieden zeigte sich Grupp in Bezug auf den Personalstand. Insgesamt zählt die Wehr 50 aktive Feuerwehrleute, zudem 25 Mitglieder in der Altersabteilung. Erfreuliches gab es auch aus der Jugendfeuerwehr zu berichten: Fünf Mitglieder wechselten in den aktiven Dienst, zehn Jugendliche sind derzeit aktiv dabei.
Technik und Ausbildung im Fokus
Neben dem Einsatzgeschehen wurde auch die Modernisierung vorangetrieben: Die Umstellung auf Digitalfunkist unter der Leitung von Gerhard Brezger bereits weit fortgeschritten. Ebenso schreitet die Datenpflege einer neuen Feuerwehrverwaltungssoftware voran. Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit.
Im Ausbildungsbereich wurde wieder intensiv geübt. Nahezu jeden Dienstagabend, ergänzt durch Spezialtrainings und Fortbildungen. „Es ist beeindruckend, wie viele Kameradinnen und Kameraden sich zusätzlich weiterbilden“, lobte Grupp.
„Nach zehn Jahren an der Spitze unserer Feuerwehr möchte ich mich ganz herzlich für eure Unterstützung und euer Engagement bedanken“, sagte der scheidende Kommandant. „Diese Jahre waren geprägt von vielen Herausforderungen, aber auch von unzähligen gemeinsamen Erfolgen und schönen Momenten.“
Bürgermeister Mailänder: „Euch ist nichts zu viel“
Bürgermeister Jürgen Mailänder nutzte seine Rede für ein leidenschaftliches Plädoyer zugunsten des Ehrenamts. „Es ist jedes Jahr für mich das gleiche tolle Gefühl, wenn ich zur Hauptversammlung der Feuerwehr komme“, sagte er. „Man spürt hier sofort: Diese Gemeinschaft funktioniert.“ Besonders hob er den Altersdurchschnitt der Mannschaft hervor: „Es ist großartig, wie viele junge Menschen sich hier engagieren. Das ist ein starkes Zeichen für die Zukunft unserer Feuerwehr.“
Mit Blick auf das breite Engagement der Kameradinnen und Kameraden betonte Mailänder: „Ob es um zusätzliche Ausbildungen, Projekte wie die Softwareeinführung oder spontane Einsätze bei Unwettern geht, euch ist nichts zu viel. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr.“
Er lobte die enge Zusammenarbeit zwischen Feuerwehrführung und Gemeindeverwaltung. „Rainer Grupp war als Mitarbeiter der Gemeinde immer nah dran, die Wege waren kurz, die Kommunikation schnell und lösungsorientiert. Das war ein Riesenvorteil“, so Mailänder.
Den scheidenden Kommandanten würdigte er mit klaren Worten: „41 Jahre Feuerwehrdienst. Das verdient nicht nur Respekt, sondern tiefen Dank. Und auch an Steffen Baur: Danke für zehn Jahre starke Unterstützung an der Seite von Rainer Grupp.“
Mailänder zeigte sich überzeugt, dass mit dem neuen Führungstrio der eingeschlagene Weg erfolgreich weitergeführt wird: „Sie treten in große Fußstapfen. Aber ich sehe motivierte, kompetente Feuerwehrleute, die auf eine verschworene, einsatzfreudige Mannschaft bauen können. Das ist das Beste an unserer Feuerwehr: Einer steht für den anderen ein.“
Kreisbrandmeister Steeger mahnt: „Zurück zur Basis, aber gemeinsam!“
Auch der stellvertretende Kreisbrandmeister Uli Steeger würdigte die Hermaringer Wehr als „tolle, junge Mannschaft, die mit großem Engagement bei der Sache ist“. Gleichzeitig nutzte er die Bühne für einen eindringlichen Appell an Wehren und Gemeinden: „Wir stehen alle vor finanziellen und strukturellen Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, uns wieder mehr auf die Basis zu konzentrieren: solide Ausbildung, zuverlässige Technik, klare Strukturen.“
Er sprach Probleme offen an: „Die Tagesverfügbarkeit sinkt, die Zahl der tauglichen Atemschutzgeräteträger nimmt ab, Führungskräfte zu finden wird schwieriger.“ Daher forderte er, die Grundausbildung, das Fahrsicherheitstraining und das Leistungsabzeichen weiter konsequent zu fördern, auch durch standortnahe Angebote im Landkreis.
„Die Leistungsfähigkeit einer Feuerwehr misst sich nicht an Prestigeprojekten, sondern an der praktischen Einsatzbereitschaft“, so Steeger. Er machte aber auch Mut: „Wenn wir es gemeinsam angehen – Verwaltung, Kreisfeuerwehrverband und Wehren, dann schaffen wir das. Und Hermaringen zeigt, wie gut das gehen kann.“
Thomas Joos: „Engagement im Verband ist keine Pflicht, sondern Chance“
Der stellvertretende Verbandsvorsitzende Thomas Joos stellte in seiner Rede die Entwicklungen auf Landesebene vor. Mit dem Wechsel an der Spitze des Landesfeuerwehrverbands, Michael Wegelfolgt auf Dr. Frank Knödler, sei auch die Neubesetzung der Fachausschüsse verbunden. „Leider haben wir aus dem Landkreis Heidenheim keine Rückmeldungen für die neuen Gremien bekommen. Das ist schade, denn hier wird mitgestaltet, wie die Zukunft der Feuerwehr aussieht.“
Er appellierte eindringlich: „Wer mitreden will, muss sich einbringen. Das ist keine Pflicht, das ist eine Chance! Nur wenn Frauen und Männer aus der Praxis ihre Expertise einbringen, können wir als Verband unsere Aufgaben wahrnehmen, vom Anhörungsrecht bei Gesetzesänderungen bis zur Verbesserung der Unfallversicherung.“
Joos erinnerte daran, wie viel der Verband in den letzten Jahren bewegt hat. Etwa bei der Absicherung von Feuerwehrangehörigen oder der Dynamisierung von Leistungen der Unfallkasse. „All das wäre ohne engagierte Mitstreiter nicht möglich. Daher mein Appell: Nutzt eure Möglichkeiten, bringt euch ein, ob auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene.“
Eintritte – Beförderungen – Ehrungen
Zum Feuerwehrmann wurden Hendrick Grupp und Benedikt Lehnert ernannt. Den Dienstgrad Oberfeuerwehrmann erhielten Luca Ackermann, Niklas Domes, Max Müller, Ceyhun Findik, David Ihle, Dominik Venghaus und Tobias Ott. Zum Hauptfeuerwehrmann befördert wurden Konrad Roher, Julian Engel und Thomas Ihle. Joachim Ott, der zugleich als neuer stellvertretender Kommandant gewählt wurde, wurde zum Löschmeister ernannt.
Der nächste Karriereschritt zum Oberlöschmeister ging an Andreas Bauer, Matthias Maier wurde zum Hauptlöschmeister befördert. Der neue Kommandant Steffen Grolik wurde zum Brandmeister ernannt.
Neben den Amtswechseln und Beförderungen wurden auch mehrere Kameraden für ihre langjährige Treue und Verdienste ausgezeichnet: Mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber wurden Martin Birzele, Hans-Christian Maier und Peter Ulmer geehrt. Eine Auszeichnung für 25 Jahre aktiven Dienst.
Eine besondere Würdigung erhielten Rainer Grupp und Steffen Baur: Rainer Grupp wurde für seine 41 Dienstjahre und seine langjährige Kommandantenzeit mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Steffen Baur, der zehn Jahre als Stellvertreter mit hoher fachlicher Kompetenz agierte, wurde mit dem Ehrenkreuz in Bronze geehrt.




