Giengen: Hauptversammlung der Überraschungen
Ort: Giengen
Datum / Uhrzeit: 20.05.2022
(MRO)Sommerliche Temperaturen herrschten vor und im Bürgerhaus Schranne am Freitagabend, als Kommandant Jürgen Vogt die Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Giengen a.d. Brenz eröffnete. Nach einleitenden Klängen des Spielmannszugs konnte der Kommandant zahlreiche Ehrengäste von Stadtverwaltung, Gemeinderat, Feuerwehr, DRK und Polizei willkommen heißen.
Im Anschluss ging Vogt in seinem ersten Bericht als Kommandant der Feuerwehr Giengen auf die Zahlen, Daten und Fakten aus dem Berichtsjahr 2021 ein. Ein Jahr mit einer durchschnittlichen Einsatzbelastung für die fünf Einsatzabteilungen lag hinter den Einsatzkräften. Bei den 127 geleisteten Einsätzen überwiegten, wie auch die Jahre zuvor die technischen Hilfeleistungen mit einem Drittel. Bei nur rund einem Fünftel der Einsätze mussten die Kräfte zum Löschrohr greifen, wobei die Kleinbrände dabei überwiegten. Einen Großbrand gab es im Stadtgebiet Giengen nicht zu verzeichnen, dafür jedoch im Bereich der Überlandhilfe. Die Giengener Drehleiter und das Tanklöschfahrzeug wurden am 31. Januar 2021 zum Brand eines landwirtschaftlichen Anwesens in Bergenweiler angefordert.
Besonders positiv betonte Vogt die Zahl der Alarme durch Brandmeldeanlagen (BMA): Auf diesen Posten waren im letzten Jahr 16 Einsätze zu verbuchen. Bei 27 aufgeschalteten BMAs ein sehr guter Wert von 0,6 Einsätzen pro BMA. „Normalerweise rechnet man mit einem bis 1,5 Einsätzen pro BMA im Jahr“, so Vogt weiter.
Hauptalarmzeit: zwischen 6:00 und 18:00 Uhr
Besonders bemerkenswert war die Auswertung der Alarmierungen über die Tageszeit. Über 60 % der Einsätze im Jahr 2021 wurden tagsüber abzuleisten. Eine Zeit in der die Einsatzkräfte vom Arbeitgeber freigestellt werden und ein wichtiger Punkt in Bezug auf die zukünftige Tagesverfügbarkeit.
Eindrucksvoll präsentierte ein rund 10-minütiges Video die Bilder der Einsätze aus dem vergangenen Jahr. „Ein Einsatzspektrum, welches dem einer Großstadtfeuerwehr gleich kommt – nur eben nicht in der Häufigkeit. Jedoch rein ehrenamtlich abgeleistet“, hob Vogt in seiner Rede hervor.
Passive Abteilungen im Pandemie-Modus
Neben den fünf Einsatzabteilungen der Giengener Feuerwehr ging Vogt kurz auf die Aktivitäten der passiven Abteilungen im Berichtszeitraum ein. Hier war – noch deutlicher als in den aktiven Abteilungen – die Pandemie zu spüren. Die Altersabteilung konnte pandemiebedingt keine Treffen abhalten. Die Jugendfeuerwehr verzeichnete mit nur drei Übungen gerade einmal 10 % der üblichen Übungstätigkeit und auch der Spielmannszug schaffte es mit vier Auftritten ebenfalls lediglich auf 25 % des Dienstbetriebs eines „Normaljahres“.
Personalstand konnte gehalten werden
Leider lässt sich dieser Trend auch in den Mitgliederzahlen der passiven Abteilungen ablesen. Durch die Übungsausfälle der letzten beiden Jahre ist bei Jugendfeuerwehr und Spielmannszug ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Durch eine positive Entwicklung im Bereich der Einsatzabteilungen konnte ein Rückgang des Gesamtpersonals jedoch aufgefangen werden. Hauptverantwortlich war hierfür eine Werbekampagne der Einsatzabteilung Burgberg, durch die zehn neue Mitglieder auf einmal gewonnen werden konnten. Im Hinblick auf die Burgberger Mannschaftsstärke bedeutet dies einen Zuwachs von 50 %.
Die Zukunft steht schon vor der Tür
Zum Schluss seiner Ausführungen eröffnete Kommandant Jürgen Vogt einen Blick in die Zukunft der Feuerwehr, welche bereits erste Vorboten geschickt hatte. So ist eines seiner ersten Projekte als hauptamtlicher Kommandant die zweite Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplans, welcher als Weichenstellung für die nächsten Jahre der Feuerwehr Giengen verstanden werden kann. Ein Strategiepapier, welches neben strategischer auch technische Festlegungen für die Sicherheit der Stadt und ihrer Bürger festlegt.
Ein Projekt, welches eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung nötig macht. Birgit Liebert, Sachbearbeiterin Feuerwehr im Giengener Rathaus, steht dem neuen Kommandanten hierfür immer zur Seite. Selbst für einen Aprilscherz war sie sich nicht zu schade, als Kommandant Vogt auf die Idee kam ihr Privatauto, einen roten Opel, als Feuerwehrfahrzeug umzurüsten. Hierfür dankte er ihr überraschend mit einem großen Blumenstrauß.
Eine Wette und viele Gewinner
In seinem Grußwort würdigte Oberbürgermeister Dieter Henle die Arbeit der ehrenamtlichen Kräfte, die Tag und Nacht für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt bereitstehen, um zu helfen. Mit den Worten: „Wir sind stolz auf unsere Feuerwehr!“, unterstrich er den hohen Stellenwert, den die Feuerwehr bei Stadtverwaltung und Gemeinderat hat. Was sich nicht zuletzt durch Anschaffungen ausdrückt, wie in 2021 beispielsweise einer neuen Schutzkleidung für alle Einsatzkräfte. Auch in der fortwährenden Umsetzung von baulichen Maßnahmen, wie den Planungen zu einem Neubau in Hohenmemmingen, der Erweiterung der Terrasse am Gerätehaus Burgberg oder dem Neubau des Dorfhauses in Sachsenhausen inkl. Feuerwehrmagazin.
Ein Punkt, der ihn zu einer Wette brachte, welche er mit dem ehemaligen Kommandanten Hans-Frieder Eberhardt geschlossen hatte. OB Henle hatte gewettet, die Hauptversammlung 2022 im neuen Dorfhaus abzuhalten. Eberhardt jedoch hatte dagegen gehalten. „Nun findet die Hauptversammlung heute in der Schranne statt, doch habe ich nun verloren? Vom Baufortschritt her hätten wir im Dorfhaus sitzen können, hat nun Herr Eberhardt verloren? Nein! Sie alle haben gewonnen“, so das Stadtoberhaupt.
Gemeinsam mit Hans-Frieder Eberhardt löste OB Henle die „Wettschulden“ ein und es folgte Überraschung Nummer 2 an diesem Abend: Die beiden hatten Getränkegutscheine im Wert von je 100,- € für jede Abteilung mitgebracht, welche sie den Abteilungskommandanten übergeben konnten.
Auch Kreisbrandmeister Michael Zimmermann und Kreisverbandsvorsitzender Uli Steeger zollten in ihren Ansprachen ihren Respekt für die Arbeit der Feuerwehrleute, ob in Einsatzabteilung, Spielmannszug, Altersabteilung oder Jugendfeuerwehr. Beide erwähnten die Schwierigkeiten, welche die anhaltende Pandemie in den letzten beiden Jahren für die Feuerwehren mit sich gebracht hatten. Jedoch hatten in dieser Zeit alle auch ihre Schlagkraft beweisen können. So hatten die Feuerwehren in nur wenigen Tagen ein Notkrankenhaus im Heidenheimer Congress-Centrum aufgebaut, welches zum Schluss glücklicherweise nie gebraucht wurde. „Für sowas gibt es keinen Einsatzplan, das ist Leben mit und in der Lage“, so KBM Zimmermann. Die letzten Monate haben jedoch auch gezeigt, wie wichtig die Feuerwehren im Land sind, ob bei Corona, der Flutkatastrophe im Ahrtal oder jetzt in Zeiten eines Krieges in der Ukraine. Uli Steeger lobte die Unterstützung der Feuerwehr, gebrauchte Einsatzjacken zu spenden. „Da hat ein Anruf gereicht, die Giengener Feuerwehr hat sofort Ja gesagt!“, so Steeger.
Neueintritte, Ehrungen – und noch eine Überraschung
Neue Mitglieder zu gewinnen, war lange Zeit schwer für die Einsatzabteilung Burgberg. Bis im Jahr 2021 die Idee geboren wurde, Löscheimer im Dorf zu verteilen, mit dem Hinweis wie dieser zu gebrauchen sei, wenn die Feuerwehr mangels Mitglieder nicht mehr kommen könne. Dazu wurden Schilder an den Ortseingängen aufgestellt. Das Resultat: zehn Neueintritte in 2021, eine Verstärkung der Mannschaft um 50 %.
Per Handschlag konnte Jürgen Vogt gemeinsam mit seinem Stellvertreter Martin Kröner die neuen Mitglieder in den Reihen der Feuerwehr willkommen heißen.
Auf die Begrüßung der Neueintritte folgten die Beförderungen. Befördert wurden nach den geltenden Richtlinien insgesamt zwanzig Feuerwehrangehörige vom Feuerwehrmann bis zum Hauptbrandmeister.
Anschließend rief Kommandant Jürgen Vogt drei ganz besondere Neueintritte und damit Überraschung Nummer 3 auf die Bühne: Oberbürgermeister Dieter Henle, Bürgermeister Alexander Fuchs und Ordnungsamtsleiter Uwe Wannenwetsch. Alle drei waren ein wenig ratlos, bis Jürgen Vogt das Geheimnis lüftete.
In Absprache mit den Ehefrauen der drei, hatte er heimlich deren Jackengröße recherchiert und jedem eine Einsatzjacke anfertigen lassen – selbstverständlich mit dem passenden Rückendruck, welcher das Amt nennt. „Da sie bei größeren Einsätzen doch immer wieder an die Einsatzstelle kommen, sind sie damit nun auch bestens gerüstet und erkennbar“, so Jürgen Vogt.
Geehrt wurden auch verdiente Mitglieder aus den Einsatzabteilungen und dem Spielmannszug. Dabei wurden auch Ehrungen vorgenommen, welche bereits 2021 hätten stattfinden sollen, aufgrund der Pandemie jedoch auf die Hauptversammlung 2022 verlegt werden mussten.
Beim Spielmannszug verlieh Jürgen Vogt die Bandschnalle in Silber für 20 Dienstjahre an Tobias Becker. Die Bandschnalle in Gold für 40-jährige Dienstzeit ging an Irene Weinberger-Kling und Stefan Schlik.
Aus den Einsatzabteilungen wurde Christian Mayer für 15-jährige Dienstzeit, sowie Nils Conrad, Christian Denk, Achim Schauz und Martin Renner für 25 Jahre Dienst in der Feuerwehr geehrt. Die Ehrung für 40 Dienstjahre konnte Kreisbrandmeister Zimmermann an Oliver Knöpfle übergeben. Mit den Worten: „Länger bei der Feuerwehr als ich alt bin!“, zollte Zimmermann bei der Ehrung seinen Respekt für die großartige Leistung.
Nach 43 Dienstjahren musste Michael Esslinger aus Hürben seinen aktiven Dienst quittieren und erhielt dafür einen Geschenkkorb, sowie ein Buch für die nun dazu gewonnen Freizeit.
Uli Steeger würdigte seitens des Kreisfeuerwehrverbandes Feuerwehrleute, welche sich besonders um das Feuerwehrwesen in der Stadt und im Kreis verdient gemacht hatten. So erhielten neben lobenden und anerkennenden Worten, das Ehrenkreuz des Kreisfeuerwehrverbandes Daniel Blersch, Martin Rösler und Markus Stahl. Die Ehrennadel erhielten die beiden Vorsitzenden des Fördervereins, Werner Blersch und Adi Sabathi.
Große Ehrungen für Führungsduo
Nachdem die zweite Amtszeit von Hans-Frieder Eberhardt als ehrenamtlicher Kommandant zum 31. Januar endete, übernahm Jürgen Vogt als erster hauptamtlicher Kommandant die Amtsgeschäfte. Bei der Wahl zum Stellvertreter konnte Martin Kröner zu seiner dritten Amtszeit wiedergewählt werden.
Als Zeichen der Anerkennung für ihre Arbeit der vergangenen zehn Jahre, in der die Feuerwehr auch durch unruhiges Fahrwasser manövriert werden musste, in der es galt einen ersten Feuerwehrbedarfsplan umzusetzen und fortzuschreiben und zahlreiche Projekte zu koordinieren – und das bei teils schwerer Haushaltslage – wurden beide mit hohen Auszeichnungen geehrt.
Martin Kröner erhielt das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber, Hans-Frieder Eberhardt die Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg in Gold. Als Überraschung Nummer 4 hatten Stadtverwaltung und Kommandant die Ehefrauen der beiden eingeladen, welche als Anerkennung für die Entbehrungen ihrer Ehemänner einen Blumenstrauß erhielten.
Ein besonderes Dankeschön erhielt Hans-Frieder Eberhardt von Stadtverwaltung und seiner Feuerwehr. Beide hatten gesammelt und jeweils einen großen Geschenkgutschein vorbereitet. Besondere Dankesworte fand neben Oberbürgermeister Henle auch Ordnungsamtsleiter Uwe Wannenwetsch. „Einen besseren Kommandanten hätte ich mir in der Zeit nicht vorstellen können!“. Hans-Frieder Eberhardt gab die Anerkennung in gleichem Maße zurück und dankte allen für die Zusammenarbeit und das Vertrauen in den vergangenen zehn Jahren in der er als Kommandant an der Spitze der Feuerwehr stehen durfte.




