Heidenheim: Schnell, aber sicher – Mit Blaulicht und Martinshorn zum Notfallort
Ort: Heidenheim
Datum / Uhrzeit: 22.07.2023
(sam) Oft zählt bei einem Notfall jede Sekunde. Um möglichst schnell am Notfallort anzukommen, nehmen Einsatz- und Rettungskräfte die sogenannten Sonder- und Wegerechte in Anspruch. Für alle anderen Verkehrsteilnehmer bedeutet dies, einem herannahenden Einsatzfahrzeug mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn unverzüglich Platz zu machen und freie Fahrt zu gewähren. Doch diese sogenannten Sondersignal– oder Blaulichtfahrten bergen Gefahren: Studien zeigen, dass das Unfallrisiko während Sondersignalfahrten, im Vergleich zu Fahrten ohne Einsatzhorn und Blaulicht, um das bis zu 17-fache erhöht ist. Um dieses Risiko zu minimieren und das Wissen der Einsatzkräfte aufzufrischen, fand am vergangenen Wochenende auf dem Areal der Paul Hartmann AG in Heidenheim ein Spezialausbildungsseminar für Sonderfahrzeugführer der Feuerwehren im Landkreis Heidenheim statt.
Durchschnittlich 1200 Mal rücken die Feuerwehren im Landkreis Heidenheim pro Jahr zu den unterschiedlichsten Einsätzen aus. Bei einem nicht unwesentlichen Teil dieser Einsätze zählt jede Sekunde: Ist ein Mensch, ein Tier oder ein bedeutender Sachwert in Gefahr, bedienen sich die Fahrzeugführer der bis zu 18 Tonnen schwerenEinsatzfahrzeugen den Sonder- und Wegerechten. Für den Fahrer beutetet dies eine enorme psychische Belastung. Aber auch die Sicherheit der Mannschaft und andererVerkehrsteilnehmer liegt buchstäblich in den Händen des Fahrers. So muss der sogenannte „Maschinist“ zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jeder Witterung das Feuerwehrfahrzeug und die Mannschaft sicher an die Einsatzstelle bringen.
Landratsamt und Werkfeuerwehr Hartmann organisieren Spezialausbildungsseminar
Das Spezialtraining, das am vergangenen Wochenende stattfand, wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Landratsamt Heidenheim und der Werkfeuerwehr der Paul Hartmann AG organisiert. Durchgeführt wurde das Seminar von der Verkehrsfachschule Markdorf, die sich unter anderem auf Fahrsicherheitstrainings für Einsatzkräfte von Blaulichtorganisationen spezialisiert hat.
Die Schulung begann am Freitag mit einem theoretischen Teil, in dem die rechtlichen Grundlagen und Vorschriften für Sonder- und Wegerechte erläutert wurden. Die Fahrer erhielten einen detaillierten Einblick in die Verkehrsregeln, die sie während einer Sondersignalfahrt beachten müssen, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Besonderes Augenmerk wurde auf das richtige Verhalten an Kreuzungen, Ampeln und anderen kritischen Verkehrspunkten gelegt, um Unfälle zu vermeiden.
Nach der theoretischen Unterweisung folgte am Samstag und Sonntag der praxisnahe Teil des Seminars. Die Feuerwehrleute hatten dabei die Möglichkeit, unter Aufsicht erfahrener Instruktoren verschiedene Einsatzszenarien zu durchlaufen. Dabei wurden sie in verschiedenen Parcours mit diversenHerausforderungen konfrontiert, die ihnen während ihrer eigentlichen Einsätze begegnen könnten. Hierzu gehörten beispielsweise Notbremsungen auf trockener, sowie auf einer nassen und glatten Fahrbahn oder dem Fahren und Rangieren auf engstem Raum.
Sicherheit geht vor Schnelligkeit
Das Seminar verdeutlichte den Teilnehmenden die immense Verantwortung, die mit der Rolle des “Maschinisten” einhergeht. Neben der Sicherheit der Mannschaft und der Bevölkerung müssen sie auch die Unversehrtheit der mehrere Hunderttausend Euro teuren Einsatzfahrzeuge berücksichtigen.
Die Dozenten betonten während des Seminars immer wieder, dass die Geschwindigkeit allein nicht das primäre Ziel ist, sondern vielmehr die Sicherheit aller Beteiligten. Die Einsatzkräfte lernten, dass die Fahrgeschwindigkeit stets den äußeren Bedingungen und der Verkehrssituation angepasst werden muss. Ebenso wichtig ist die präzise und klare Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern, um Missverständnisse zu vermeiden und Unfälle zu verhindern.
Die Feuerwehrleute konnten ihre Fähigkeiten auffrischen, ihre Kenntnisse erweitern und das Bewusstsein für die Sicherheit im Straßenverkehr während Sondersignalfahrten schärfen. Kreisbrandmeister Michael Zimmermann und Mitorganisator Steffen Hellmann zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des Seminars. „Sicherheit geht vor Schnelligkeit – nur wer ankommt kann helfen“, resümierte der Kreisbrandmeister und bedankte sich sowohl bei der Firma Hartmann für die Zurverfügungstellung des Werkgeländes, als auch bei der Werkfeuerwehr für die Vorbereitungsarbeiten. Ein Dank geht auch an die Unfallkasse Baden-Württemberg, die die Ausbildungsmaßnahme für die Feuerwehren finanziell unterstützt.




