Mit Herzblut, Kameradschaft und Feuerwerk: Feuerwehr Bolheim feiert 150-jähriges Jubiläum
Ort: Herbrechtingen-Bolheim
Datum / Uhrzeit: 14.09.2025
BOLHEIM (sam) Die Freiwillige Feuerwehr Bolheim hat an drei Tagen ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Vom 12. bis 14. September herrschte auf dem Sportplatz Feststimmung. Ein großes Zelt mit Platz für rund 500 Besucher bildete das Zentrum des Jubiläums, zu dem nicht nur Feuerwehrleute, sondern auch viele Bürgerinnen und Bürger strömten. Schon lange zuvor hatten die Vorbereitungen begonnen. „Es gab einfach viel zu tun, aber 150 Jahre muss man richtig feiern“, erklärte Abteilungskommandant Chris Pfleiderer. „In diesem Event steckt ordentlich Herzblut.“
Das Wochenende bot für alle Generationen etwas: Offizieller Festabend mit Ansprachen und Ehrungen, sportliche Wettkämpfe, Musik und Tanz, Familienprogramm mit Spiel und Spaß für Kinder sowie ein grandioses Musikfeuerwerk.
Feierlicher Auftakt: Der Festabend am Freitag
Der offizielle Auftakt erfolgte am Freitagabend mit einem Festakt. Geladen waren die Angehörigen der Herbrechtinger Wehr, politische Vertreter und Ehrengäste. „150 Jahre Feuerwehr Abteilung Bolheim, das ist schon eine beeindruckende Zahl“, so Pfleiderer in seiner Begrüßungsrede. Er erinnerte an wichtige Weichenstellungen in jüngster Zeit, etwa die Gründung der Jugendfeuerwehr im Jahr 2001. Mehr als die Hälfte der heutigen aktiven Einsatzkräfte stamme aus dieser Gruppe. „Das zeigt, wie wichtig Jugendarbeit ist“, so Pfleiderer. Mit derzeit 38 Mitgliedern sei die Abteilung personell gut aufgestellt, wenn auch das Gerätehaus mittlerweile an seine Grenzen stoße: „Leider gibt es nicht für jeden von uns einen Spind, aber auch dieses Luxusproblem werden wir gemeinsam lösen.“
Bürgermeister Vogt: „Sinnbild für Zusammenhalt“
Herbrechtingens Bürgermeister Daniel Vogt spannte in seiner Ansprache den Bogen von der Gründung 1875 bis zur Gegenwart. Als die Feuerwehr Bolheim 1875 gegründet wurde, lebten rund 850 Menschen im Ort. Heute seien es fast 3000. „Damals war es die Idee: Wenn es brennt, müssen wir zusammenhalten, und das schnell. Was damals mit einfachen Mitteln und mit viel Muskelkraft begonnen hat, ist heute ein hochprofessioneller Teil unserer Sicherheitslandschaft vor Ort.“ Vogt betonte die Verlässlichkeit der Wehr, die auch schwierige Zeiten überstanden habe. „Die Feuerwehr war immer da, wenn es darauf ankam. Sei es bei Bränden, Unwettern oder technischen Hilfeleistungen. Damit ist sie ein Sinnbild für Zusammenhalt und Verlässlichkeit hier in Bolheim.“ Er erinnerte an den Dachstuhlbrand 2019 mitten im Ort und den Großbrand in der Wochenendhaussiedlung in diesem Jahr. „In solchen Momenten wird deutlich, wie unverzichtbar die Wehr vor Ort ist.“
Zugleich würdigte er die Menschen, die sich in der Feuerwehr engagieren: „Feuerwehrleute sind Helden des Alltags, und bei uns in Bolheim zugleich Nachbarn, Freunde und Vereinskollegen.“
„Jubiläum als bedeutender Meilenstein“
Landrat Peter Polta bezeichnete das 150-jährige Jubiläum der Feuerwehr Bolheim als „bedeutenden Meilenstein“ und sichtbares Zeichen für Beständigkeit, Engagement und den festen Platz der Wehr im Gemeinwesen. Das Festwochenende mit vielfältigem Programm zeige eindrucksvoll, wie viel Herzblut in der Organisation stecke. Sein Dank galt allen Helfern sowie dem Spielmannszug Giengen für die musikalische Begleitung.
In seiner Rede blickte Polta auch auf die Entwicklung der Bolheimer Feuerwehr zurück.
Der Prozess von der Gründung bis zur heutigen Freiwillige Feuerwehr sei von engagierten Bürgerinnen und Bürgern getragen worden. Im Zuge der Gemeindereform wurde Bolheim 1972 nach Herbrechtingen eingemeindet. Seitdem sei die Abteilung ein integraler Bestandteil der Feuerwehr Herbrechtingen. Bedeutende Momente waren für Polta auch der Festzug zum 100-jährigen Bestehen 1975 im Rahmen des Kreisfeuerwehrtages oder die 1989 begonnene Partnerschaft mit der ungarischen Feuerwehr in Biatorbágy, die bis heute besteht. Trotz aller technischer Entwicklungen und gestiegener Aufgaben sei eines gleich geblieben: das Fundament der Arbeit, gelebte Kameradschaft, freiwilliger Einsatz und der Wille, füreinander einzustehen. „Gerade in einer Zeit, in der freiwilliges Engagement keine Selbstverständlichkeit mehr ist, leisten Sie unverzichtbare Arbeit“, so Polta.
Zum Abschluss seiner Rede überreichte Polta eine Dankurkunde an Abteilungskommandant Chris Pfleiderer und Kommandant Sascha Frey.
Landtagsabgeordneter Stoch: „Helfen ist keine Selbstverständlichkeit“
Landtagsabgeordneter Andreas Stoch hob nach seinen Glückwünschen in seiner Rede hervor, dass die Arbeit der Feuerwehr keineswegs selbstverständlich sei. „Immer dann, wenn Gefahr besteht, dass Menschen Schaden an Leib oder Leben erleiden, sind es Feuerwehrleute, die nicht fragen, was sie davon haben, sondern loslaufen und helfen“, sagte er. Gerade in einer Gesellschaft, in der Beruf und Familie ohnehin viele Verpflichtungen mit sich brächten, sei dieses Engagement besonders hoch zu würdigen.
Mit Blick auf die derzeit 38 Mitglieder der Bolheimer Abteilung sprach Stoch von einem „Luxusproblem“, wenn nicht genügend Spinde vorhanden seien. Viel wichtiger sei, dass die Einsatzkräfte eine gute Ausrüstung hätten. „Wenn wir Sicherheit in diesem Land wollen, brauchen wir Menschen, die bereit sind zu helfen – und wir brauchen die Mittel, um eine gute Ausstattung sicherzustellen.“
Clara Resch (Bündnis 90/Die Grüne) sprach von „150 Jahren Herzblut, Mut und Kameradschaft“. Feuerwehr bedeute gelebten Zusammenhalt, oft über Generationen hinweg. CDU-Kreisvorsitzender Michael Kolb hob besonders die Jugendarbeit hervor: „Die Jugendfeuerwehr zeigt, dass die Werte von Kameradschaft und Hilfsbereitschaft lebendig weitergegeben werden.“
Historischer Rückblick
Hans-Frieder Eberhardt, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, ging in seiner Ansprache tief in die Geschichte. Er erinnerte daran, dass Bolheim seine Wehr 1875 gründete, zehn Jahre bevor die Landesfeuerlöschordnung eine Feuerwehr verpflichtend machte. „Für die damalige Zeit eine bemerkenswerte Weitsicht“, sagte er. Die Entwicklung von der Gründung zur modernen Hilfsorganisation habe Technik und Ausbildung enorm verändert, doch eines sei gleichgeblieben: „Es gab immer Bürger, die bereit waren, unter Einsatz ihres Lebens zu helfen.“ Als Zeichen der Verbundenheit überreichte er der Bolheimer Feuerwehr eine Glastrophäe.
Kommandant Frey: „Wir sind noch da“
Einen besonderen Rückblick gab der Kommandant der Gesamtfeuerwehr Herbrechtingen, Sascha Frey. Er erinnerte an das Jahr 2005, als die Abteilung Bolheim kurz vor der Schließung stand. Er zitierte aus dem offiziellen Schriftverkehr, in dem die Schließung der Abteilung bereits beschlossene Sache war. „Das hat mir gezeigt, wie fragil Strukturen sein können, wenn Kommunikation und Zusammenarbeit nicht stimmen.“
Umso mehr freue er sich, dass die Abteilung heute gestärkt das 150-jährige Jubiläum feiere. „Wir sind noch da. Nicht, weil es einfach war, sondern weil Menschen Verantwortung übernommen haben.“ Für die Zukunft gelte: „Eine Feuerwehr kann nur stark sein, wenn Verwaltung, Gemeinderat, Feuerwehr und Bürger gemeinsam an einem Strang ziehen.“
Ehrungen und Geschenke
Ein Höhepunkt des Festabends waren zahlreiche Ehrungen. Hans-Frieder Eberhardt überreichte Hauptlöschmeister Edwin Röger das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber. Tobias Eberhardt, Patrick Nieß, Florian Nüsseler und Daniel Zeiher wurden mit Ehrenkreuzen des Kreisfeuerwehrverbands ausgezeichnet.
Im Anschluss überbrachte die Partnerfeuerwehr aus dem ungarischen Biatorbágy ein Geschenk und unterstrich damit die enge Freundschaft.
Sport, Musik und Geselligkeit
Am Samstag stand die Unterhaltung im Vordergrund. Neun Mannschaften traten bei einem Elfmeterturnier gegeneinander an. Am Abend folgte ein großer Partyabend im Festzelt. Zunächst sorgte die Band „Alb 3“ für Stimmung, später heizte die Alpenrock-Gruppe „Rockspitz“ den Besuchern ein. Pfleiderer zeigte sich zufrieden: „Dank unserer Sponsoren konnten wir die Kosten decken und den Eintritt frei halten. So konnte wirklich jeder mitfeiern.“ Für genügend Strom und Licht sorgte das Technische Hilfswerk. Sogar eine „Schwimmbrücke“ wurde eigens für die Veranstaltung über die Brenz gebaut.
Wanderung, Geschichte und Familienprogramm
Der Sonntag begann mit dem Kreisfeuerwehrmarsch. Auf einer Strecke von elf Kilometern konnten neben den Feuerwehren aus dem Landkreis alle Interessierten mitlaufen. Wer kürzere Wege bevorzugte, nahm an einer einstündigen geführten Wanderung teil. Johannes Mailänder führte die Teilnehmer dabei auf einen Streifzug durch das historische Bolheim. Viele alte Ansichten seien heute kaum wiederzuerkennen, erzählte er.
Zur Mittagszeit lockte ein vielfältiges Familienprogramm. Kinder konnten sich auf einer Hüpfburg austoben, ein Bungee-Trampolin ausprobieren oder an einer selbstgebauten Atemschutzstrecke ihre Fähigkeiten als kleine Feuerwehrleute erproben.
Ein leuchtendes Finale
Zum Abschluss am Sonntagabend erstrahlte der Himmel über Bolheim: Ein neunminütiges Musikfeuerwerk von „Hellstone Fireworks“ und dem Heidenheimer Felix Antoniuk setzte einen glanzvollen Schlusspunkt. Die Besucher staunten, während bunte Lichter im Takt zur Musik den Nachthimmel erfüllten.
Abteilungskommandant Pfleiderer zog ein positives Fazit: „Wir haben drei Tage lang mit der ganzen Gemeinde gefeiert. Ohne die Unterstützung der Kameraden, ihrer Familien und vieler Helfer wäre das nicht möglich gewesen.“ Die Feierlichkeiten machten deutlich, wie eng die Geschichte der Feuerwehr Bolheim mit der Geschichte des Ortes verwoben ist und dass Kameradschaft, Hilfsbereitschaft und Mut auch in Zukunft das Fundament bleiben, so Pfleiderer.
Bürgermeister Vogt brachte es bereits am Freitagabend auf den Punkt: „Seien Sie zu Recht stolz auf das Erreichte und feiern Sie gebührend.“ Die Bolheimer Feuerwehr hat dies eindrucksvoll getan: mit Herzblut, mit Geschichte und mit einem Fest, das die ganze Gemeinde vereinte.




